p-coverPomatschka
edition innsalz, Ranshofen Juni 2013

Pomatschka heißt der Zellenschnaps, den sich die Häftlinge heimlich brennen. Gleichzeitig ist es der Spitzname Jakobs, eines vermeintlichen Analphabeten, der die Gerüchtebörse in der Steinernen Welt nährt. Seine verstümmelten Finger ziehen die Aufmerksamkeit der Autorin auf sich. Sie geht seinem Geheimnis auf den Grund, das seinen Ausgang in dem mysteriösen Totengräberhaus nimmt und bei seinem Vater, dem ehemaligen Sträfling Jakob Zauner, beginnt. Dieser mehrfach vorbestrafte Fleischhauer aus Wien war wegen Mordversuchs an seiner Frau 1960/65 in der Justizanstalt Stein inhaftiert, wo er den besten Pomatschka brannte. Nach seiner Entlassung kommt er bei einer Hebamme und Totengräberin in der Steinernen Welt unter, die er gleichzeitig mit ihren beiden Töchtern beglückt. Der Polygamist verkörpert das Böse schlechthin in dieser wahren Geschichte, die ein zeithistorisches Abbild liefert, während die Hebamme durch ihre Nähe zu Tod und Leben das Gute vertritt. Als sich der Fleischhacker ohne Vorwarnung erschießt, ist Jakob, eines seiner elf Kinder, fünf Jahre alt. Es ist der vermeintliche “Analphabet” aus dem Vorwort, der sich entscheiden muss, welchen Weg er gehen will.

 

LESEPROBE:

… Auch ihre muskulösen Waden zeichnen sich prall durch die engen Hosenröhren ab und gleichen eher einem Paar Weißwürsten, als den eleganten Beinen der verehrten Diva. “Wie eine Kartoffel mit Wurzeltrieben”, schießt es dem Fleischhacker durch den Kopf. Jetzt werden auch seine Triebe wach. Er spürt, dass sich beim Anblick dieser massiven Anhäufung weiblicher Rundungen seine jahrelang selbst befriedigte und schließlich fast gänzlich abgewürgte Männlichkeit wieder zu regen beginnt. Das Gefühl ist stark. Stärker fast als seine Gier nach Alkohol, die er im Gefängnis mit Pomatschka stillen hat müssen. Dem Zellenschnaps aus vergorenem Obst, mit Brot angesetzt. Alkoholentzug hätte der Strafverschärfung dienen sollen, aber die Pülcher von Stein haben sich alle zu helfen gewusst. Immer schon. Fünf Jahre lang ist er drum auf der Maische gelegen, die er unter der Matratze in einem luftdicht abgeschnürten Plastiksack versteckt hat. Auf Äpfeln mit Zucker im Sommer und auf Orangen mit Zucker im Winter …