Hitlers Großmutter in Greillenstein
Minute für Minute fesselnd gespielt
Kritik | Manuela Seidl macht bei Monolog über Hitlers Großmutter Empfindungen spürbar.
Von Martin Kalchhauser
GREILLENSTEIN | Manuela Seidl durchlebt im Monolog „Hitlers Großmutter“ im Schloss Greillenstein das harte Schicksal einer ausgebeuteten,vom Schicksal hart gebeutelten Frau am Anfang des 19.Jahrhunderts.
In bitterer Armut, dem Schicksal ausgeliefert
Nicht die „berühmte“ Rolle der Großmutter des Diktators ist es, die das Stück so wertvoll macht, sondern die authentische Vermittlung der Umstände einer schweren Zeit. „Die Armut war das Schlimmste“, lässt Autorin Ilse Krumpöck Anna Maria Schickelgruber einmal sagen. Das Schicksal ist unglaublich hart. Vom Vater nach dem Tod ihrer Mutter missbraucht, flieht sie nach Greillenstein, kommt nach Wetzlas, arbeitet geheim als „Engelmacherin“ (Abtreiberin), wird vom Sohn ihres Herrn vergewaltigt und muss sich dann mit einem „Bankert“ (unehelichem Kind) durchschlagen.
Dass der Roman das Leben der Schickelgruberin nicht exakt wiedergibt (in Greillenstein war sie nie, im benachbarten Wetzlas wohl), tut nichts zur Sache. Seidls großartige schauspielerische Leistung – alleine einen fast eineinhalbstündigen Monolog zu spielen, verlangt schon enorme Konzentration! – lässt alles rundum vergessen. Keine Sekunde gibt es Leerlauf. Freude, Schmerz, Fröhlichkeit und Trauer, mit Gestik, Mimik und Stimme packend vermittelt, wechseln einander ständig ab. Der Zuschauer wird in das Geschehen hineingezogen, lebt das Schicksal der Frau hautnah mit. Besser geht’s gar nicht!
Noch zwei Aufführungen des Stückes gibt es im Schloss – am Freitag, 4.7., und am Samstag, 5. 7., jeweils um 20 Uhr. Karten (15Euro): Gemeinde Röhrenbach,Tel 02989/8254.